Kommt die große VMware-Resignation?
Viele Unternehmen suchen mittlerweile nach einem Ausweg aus dem VMware-Dilemma.JHVEPhoto – shutterstock.com
Zehn Monate ist es inzwischen her, dass Broadcom die Freigabe erhalten hat, den Virtualisierungsspezialisten VMware für 68 Milliarden Dollar zu übernehmen. Im Anschluss hatte der neue Eigentümer nicht nur zahlreiche Jobs abgebaut und die Produktpalette zusammengestrichen, sondern auch zum Leidwesen zahlreicher Anwenderunternehmen das Lizenzmodell (von Dauerlizenz zu einem Abomodell) umgestellt und – teilweise indirekt – Preiserhöhungen vorgenommen.
Zurück zum Glück mit Open Source?
Wenig überraschend haben die Monate der Instabilität und die drastischen Veränderungen zahlreiche Kunden dazu veranlasst, ihre Cloud-Strategie zu überdenken. Wie der britische Virtualisierungsspezialist Civo in einer Studie herausfand, denken knapp 52 Prozent der VMware-Kunden jetzt darüber nach, die Plattform zu verlassen. Die meisten (49,7 Prozent) suchen aktiv nach alternativen Anbietern, wobei insbesondere Open-Source-Alternativen zu VMware aufgrund ihrer Einfachheit und konsistenten Preisgestaltung auf großes Interesse stoßen. Laut der Umfrage erwägen 45 Prozent der VMware-Kunden eine Migration zu Open-Source-Lösungen.
Es gibt allerdings auch Vorbehalte gegenüber Open Source: 29 Prozent machen sich Sorgen um Sicherheitsprobleme und 23 Prozent der Befragten befürchten einen Mangel an Support und Service Level Agreements (SLA), die normalerweise Teil eines proprietären Pakets sind.
Genauere Angaben zur Umfrage wie Anzahl, Auswahl oder Herkunft der Teilnehmer machte Civo nicht. Bereits zuvor haben aber schon VMware-Konkurrenten wie Nutanix von einem deutlich gestiegenen Interesse an ihren Lösungen berichtet.
Als VMWare-Alternativen gelten etwa:
Nutanix AHV,
Microsoft Hyper-V,
Azure Stack HCI,
Red Hat Openshift oder
die Open-Source-Lösung Proxmox.
Allerdings ist der Wechsel zu einer anderen Virtualisierungslösungen – teilweise nicht ganz trivial – und auch nicht automatisch billiger, wie Pure Storage in einem Leitfaden aufzeigt. Unternehmen müssten daher die unterschiedlichen Risiken, Vorteile, Kosten und Aufwände jedes Modernisierungsansatzes berücksichtigen, um den besten Weg für die jeweilige Art von Workload und Anwendung zu finden, heißt es dort.
Bundesregierung bindet sich an VMware
Nichtsdestotrotz ist in diesem Zusammenhang sehr bedenklich, dass sich die Bundesregierung noch im November 2023 zwei Rahmenverträge mit VMware abgeschlossen hat – mit einem Gesamtvolumen von mehr als 600 Millionen Euro. Und das, obwohl Marktexperten schon länger vor möglichen Konsequenzen der Übernahme von VMware durch Broadcom gewarnt hatten.
So ergab die Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken, dass keine systematische Überprüfung und Bewertung der Abhängigkeiten und Risiken für den Bund durch die Folgen der Übernahme stattgefunden hat. Immerhin hätten aber 26 der schätzungsweise 190 Rechenzentren des Bundes einen Umstieg auf Proxmox geprüft, fünf von ihnen planen sogar, das zu realisieren. Die Mehrheit der Rechenzentren plant indes keinen Umstieg, hat sich noch nicht entschieden oder befindet sich noch in der Prüfungsphase.
Die Bundesregierung ist dabei allerdings kein Einzelfall: Berichten zufolge hat das schweizerische Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) noch Anfang Februar 2024 neue Rahmenverträge für die Lieferung von VMware-Lizenzen abgeschlossen. Der Auftrag hat ein Volumen von knapp 92 Millionen Franken (circa 98 Millionen Euro) und umfasst Neulizenzen und Upgrades sowie Wartungs- und Subskriptionsverlängerungen für fünf Jahre.
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