SAP hat Ärger mit der US-Justiz
SAP und Carahsoft sollen Preise abgesprochen und so US-Behörden um Milliarden Dollar geprellt haben. Die US-Justiz ermittelt.Red Fox studio – shutterstock.com
Das US-amerikanische Justizministerium untersucht mögliche Preisabsprachen zwischen SAP und dem in Reston, Virginia, ansässigen Systemhaus Carahsoft. US-Berichten zufolge, die sich auf vor einem Bundesgericht in Baltimore eingereichte Unterlagen berufen, laufen die entsprechenden Untersuchungen bereits seit dem Jahr 2022.
Das Ministerium prüft offenbar, ob sich der deutsche Softwarekonzern und Carahsoft über Jahre hinweg bei Geschäften mit US-Behörden und dem Militär abgesprochen haben, um letzten Endes überhöhte Preise einzustreichen. Angeblich geht es dabei um zwei Milliarden Dollar, die US-Behörden seit 2014 zu viel bezahlt hätten.
Die 2004 gegründete Carahsoft ist in Nordamerika ein wichtiger Player bei IT-Geschäften mit Behörden, Unternehmen aus dem Healthcare und Schulsektor und anderen staatlichen sowie militärischen Stellen. Das Systemhaus erwirtschaftete im vergangenen Jahr mit etwa 2400 Mitarbeitenden einen Umsatz von rund elf Milliarden Dollar. Carahsoft führt auf seiner Partnerliste eine Reihe prominenter IT-Anbieter an – neben SAP stehen dort AWS, Dell, Google, HPE, Microsoft, Salesforce und ServiceNow.
Die US-Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, FBI-Beamte hätten die Büros von Carahsoft in Washington durchsucht. Eine Sprecherin des Unternehmens bestätigte die Untersuchung, ließ jedoch offen, um welche Vorgänge es sich gehandelt habe und welche IT-Partner mit involviert sei. Von Seiten SAPs hieß es, man kommentiere in der Regel keine laufenden Verfahren, „auch nicht solche, die andere Unternehmen betreffen“.
Korruptionsvorwürfe – SAP zahlt 220 Millionen Dollar
Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass der deutsche Softwareanbieter im Visier der US-Justiz steht. Erst Anfang 2024 hatte SAP mit einer Zahlung in Höhe von 220 Millionen Dollar einen Schlussstrich unter langjährige Ermittlungen des US-Justizministeriums und der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) wegen Verstößen gegen den Foreign Corrupt Practices Act (FCPA) gezogen. Der Softwarekonzern soll in verschiedenen Ländern Beamte bestochen haben, um sich Aufträge von Behörden und Regierungen zu sichern.
Korruptionsvorwürfe: SAP zahlt Millionenstrafe wegen Bestechung
Die SAP-Verantwortlichen betonten im Zusammenhang mit diesem Fall, man werde in seinem globalen Netzwerk von Kunden, Partnern, Lieferanten und Mitarbeitern die höchsten Standards in Bezug auf Ethik und Compliance einhalten. SAP verwies darauf, das Fehlverhalten aus der Vergangenheit gründlich und umfassend untersucht, sowie dabei vollumfänglich mit den Behörden kooperiert zu haben. Außerdem seien das globale Compliance-Programm und die damit verbundenen internen Kontrollen erheblich verbessert worden, hieß es in einer Mitteilung des Softwareanbieters.
Carahsoft – Wiederholungstäter bei Preisabsprachen?
Auch Carahsoft hatte in der Vergangenheit bereits Ärger mit der US-Justiz. Mitte 2015 einigte sich das Unternehmen gemeinsam mit VMware auf eine Strafzahlung in Höhe von 75,5 Millionen Dollar. Damals ging es um den Vorwurf, beide Anbieter hätten gegen den False Claims Act verstoßen, weil sie ihre kommerziellen Preispraktiken falsch dargestellt und der Regierung überhöhte Gebühren für VMware-Softwareprodukte und zugehörige Dienstleistungen in Rechnung gestellt hätten, hieß es in einer Mitteilung des Department of Justice (DoJ). Es gehe um Fairness in den Geschäften mit der Regierung, sagte damals der stellvertretende Generalstaatsanwalt Benjamin C. Mizer, Leiter der Zivilabteilung des Justizministeriums, mit Blick auf die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. “Staatliche Auftragnehmer, die versuchen, auf Kosten der Steuerzahler unrechtmäßig zu profitieren, müssen mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen.”
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