Man könnte vieles – wenn man dürfte
Boris Baginski, Senior Director Research bei der Atoss Software AG, empfiehlt, sich mit Künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen und einfach mal Dinge auszuprobieren. ATOSS Software SE
Boris Baginski, Senior Director Research bei der Atoss Software AG in München, ist von den Möglichkeiten durch Generative AI fasziniert, aber er ist auch Realist: „Viele Unternehmen stehen mit ihren Digitalisierungsvorhaben erst am Anfang, da ist die KI noch in weiter Ferne.“ Baginski stellt in der aktuellen Episode von „TechTalk Smart Leadership“, dem Podcast von COMPUTERWOCHE, CIO-Magazin und CSO-Online fest, dass die Betriebe hierzulande oft noch nicht die digitale Reife haben, die für einen breiten KI-Einsatz Voraussetzung wäre.
Die größten Fortschritte würden dort erzielt, wo bereits ein funktionierendes Daten-Management vorliege. Das sei etwa bei der Disziplin Workforce-Management schon oft der Fall: Da gibt es dann etwa einen Schichtenplan, eine Personalverfügbarkeits-Aufstellung und ein Verzeichnis mit den Wünschen und Vorlieben der Beschäftigten. „Mit solchen Daten kann die KI gut umgehen“, sagt der Atoss-Forschungschef. Schwieriger sei es in anderen Personalbereichen wie etwa Recruiting, Talent Management oder Employer Branding, wo die Datenbasis oft nicht ausreiche.
width="100%" height="152" frameborder="0" allowfullscreen allow="autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture" loading="lazy" src="https://open.spotify.com/embed/episode/2tBmiF3wJ4SJuHMBOszdQw?utm_source=oembed">
Rechtliche Grauzone bremst KI-Einsatz
„Viele Betriebe sind sich gar nicht im Klaren darüber, was sie im Personalbereich wollen, dürfen und können. Das bremst den Fortschritt. Die Legal- und Compliance-Abteilungen sind oft besser informiert als die Personaler“, moniert der Atoss-Manager. Er plädiert dafür, einfach mal Dinge auszuprobieren. Im eigenen Unternehmen sei beispielsweise ein Chatbot im Einsatz, der den Beschäftigten Fragen zu innerbetrieblichen Regelungen, Betriebsvereinbarungen, Benefits und vielem mehr beantworte. „Die Daten liegen vor, wir speisen sie in den Chatbot ein und setzen dann ein modernes Retrieval Augmented Generation System (RAG) drauf.“
Dabei könnten die Beschäftigten von Atoss gut einschätzen, wie „heikel“ die Antworten ausfallen können. „Aber wir probieren es aus. Den Return on Invest sehen wir in diesem frühen Stadium noch nicht. Aber das macht nichts, wir gehen ins Risiko“, sagt Baginski. Und das ist auch seine Botschaft an die Personalverantwortlichen: Dinge auszuprobieren, auch mal Risiken einzugehen und keine Angst vor dem Betriebsrat zu haben.
KI kommt langsamer als viele denken
Vieles sei heute schon möglich – etwa ungeeigneten Bewerbern automatisiert und in einem freundlichen Ton abzusagen, wobei dank GenAI Bezug auf den bisherigen Bewerbungsprozess genommen werden könne. „Generell wird sich die KI-Adaption aber in einem eher gemächlichen Tempo vollziehen, so wie alle technischen Neuerungen“, lautet die Prognose Baginskis. „Wir sind in der Hypewelle gerade sehr weit oben. Am Ende wird sich die Welt aber wie immer inkrementell verändern – und damit fühlen wir Menschen uns auch am wohlsten.“
Hier finden Sie den kompletten Artikel: