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SAP TechEd – das sind die wichtigsten Ankündigungen

width="1683" height="947" sizes="(max-width: 1683px) 100vw, 1683px">KI-Agenten sollen tief in alle SAP-Systeme eingebettet werden und dort auch immer komplexere User-Aufgaben lösen können. Photon photo – shutterstock.com



Bei SAP dreht sich momentan alles um Joule. Der auf GenAI basierende Copilot stehe im Mittelpunkt einer völlig neuen Weise, Geschäfte zu tätigen, heißt es zur diesjährigen TechEd von SAP. Muhammad Alam, SAP-Vorstand und verantwortlich für das Product Engineering, verspricht seinen Kunden „konkrete Geschäftsergebnisse“ durch die auf der TechEd vorgestellten Innovationen. Diese würden helfen, die Leistungsfähigkeit von KI, Daten und neuen Entwicklungslösungen für Wachstum zu nutzen. „Diese KI-Innovationen begründen ein Miteinander zwischen Mensch und KI, das modernes Geschäftsleben neu gestalten wird“, kündigte Alam an. 



Mehr Produktivität durch KI-Agenten 



Konkret erweitert SAP seinen im vergangenen Jahr vorgestellten GenAI Copilot Joule um KI-Agenten. Der Softwarehersteller spricht von „kooperativen Multiagentensystemen“. Diese würden Anwenderunternehmen eine neue Ära der Produktivität eröffnen, verspricht Philipp Herzig, Chief Artificial Intelligence Officer (CAIO) bei SAP. Der SAP-Manager hebt vor allem den Umstand hervor, dass diese Agenten tief mit der in den SAP-Systemen steckenden Business Logik verzahnt seien. Damit ließen auch komplexere Aufgaben in Prozessen und Workflows bearbeiten als mit herkömmlichen Stand-alone-Agenten, die meist nur für einen speziellen Aufgabentyp trainiert seien. 


Philipp Herzig, Chief Artificial Intelligence Officer (CAIO) von SAP, verspricht seinen Kunden mehr Produktivität mit den neuen “kooperativen Multiagentensystemen”.SAP SE



Die Joule-Agenten könnten stattdessen kollaborativ zusammenarbeiten und so auch kompliziertere Anfragen der User beantworten. In diesen Multiagentensystemen würden KI-Agenten mit spezialisiertem Fachwissen bestimmte Aufgaben in komplexen Geschäftsprozessen übernehmen, beschreibt SAP die Funktionsweise. Sie arbeiteten dabei mit anderen spezialisierten KI-Agenten zusammen und könnten in dieser Kooperation ihre Strategien dynamisch anpassen, um die ihnen gestellten Aufgaben zu lösen.  



Erste Agenten will SAP noch im vierten Quartal 2024 herausbringen. Zur TechEd stellen die Verantwortlichen des deutschen Softwarekonzerns zwei Einsatzszenarien vor. Demzufolge könnten die neuen Agenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Finanzabteilungen der Anwenderunternehmen beim Rechnungs-Workflow unter die Arme greifen, beispielsweise indem sie auf Fehler in Rechnungen hinwiesen. Darüber hinaus seien die KI-Agenten in der Lage, Finanzprozesse wie zum Beispiel die Abwicklung von Zahlungen oder Buchungen im Hauptbuch zu automatisieren und damit effizienter zu machen. 



SAPs Vision eines GenAI-Copiloten, der die Sprache des Business versteht, wird damit wahr, lassen die SAP-Verantwortliche zur TechEd verlauten. Joule soll immer tiefer in die Softwarelandschaft der Walldorfer integriert werden, hieß es. Bis Ende des Jahres werde das KI-Werkzeug rund 80 Prozent der gängigsten Business-Aufgaben innerhalb von SAP unterstützen. 



Weniger Komplexität dank Knowledge Graph 



SAP passt darüber hinaus seine Datenbasis für eine stärkere KI-Nutzung an. Nachdem der Softwarekonzern im vergangenen Jahr bereits eine Vektor-Engine für seine Datenbank HANA vorgestellt hat, kommt nun ein Knowledge Graph hinzu. Die Technik soll ab dem ersten Quartal 2025 über SAPs Datenplattform Datasphere und Joule verfügbar sein. 



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Der Knowledge Graph reduziert SAP zufolge die Komplexität der manuellen Datenmodellierung, indem vordefinierte Beziehungen zwischen verschiedenen Geschäftseinheiten wie Bestellungen, Rechnungen und Kunden bereitgestellt würden. Die SAP-Verantwortlichen sprechen von einem semantischen Metadaten-Layer, der über 450.000 ABAP-Tabellen und 7,3 Millionen Felder verknüpft. 



Beziehungen und Kontexte innerhalb von SAPs Datenlandschaft würden über den Knowledge Graph neu geknüpft, so SAP. Darauf aufbauende KI-Anwendungen könnten damit genauere Ergebnisse liefern. Anwenderinnen und Anwender müssten sich weniger Gedanken um die Genauigkeit der zugrunde liegenden Daten machen, versprechen die SAP-Verantwortlichen. 



KI-Funktionen in SAP Build 



Auch SAP-Entwickler sollen in den Genuss neuer KI-Funktionen kommen. Entsprechende Features in SAP Entwicklerplattform Build würden die Entwicklungszeiten verkürzen, indem Java- und Javascript-Entwickler mit Hilfe von GenAI Funktionen wie Code-Erläuterungen und Dokumentationen weitgehend automatisieren könnten, behauptet der Anbieter.



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Außerdem sollen sich Erweiterungen von SAP-Lösungen mit Hilfe eines Extensibility Wizards einfacher bauen und implementieren lassen. Das gilt allerdings nur für die S/4HANA Cloud Public Edition. Hier könnten Entwickler direkt aus dem SAP-System heraus auf Build zugreifen und Erweiterungen wie beispielsweise neue Felder oder Verknüpfungen in das SAP-System einbauen. Darüber hinaus soll Joule Studio Teil der Build-Plattform werden. Anwenderinnen und Anwender könnten damit eigene KI-Entwicklungen vorantreiben, beispielsweise um Drittsysteme anzubinden oder eigene KI-Agenten zu entwickeln. 



Kooperationen mit KI-Anbietern 



SAP kooperiert im Zuge der Nutzung von KI-Modellen mit verschiedenen Anbietern. Diese Large Language Models (LLMs) stellt der Anbieter seinen Kunden über den GenAI Hub zur Verfügung. SAPs Ansatz ziele jedoch darauf ab, die damit verbundene technische Komplexität unter der Haube des SAP-Gesamtsystems zu verbergen, erläutert SAPs KI-Chef Herzig. Die verschiedenen Modelle hätten ihre Stärken und Schwächen. Dementsprechend würden die in SAP eingebetteten KI-Features auf die jeweils am besten für bestimmte Aufgaben geeignete Modelle zurückgreifen. Kämen neue Modelle hinzu oder änderten sich die Rahmenparameter für bestehende Modelle, würde die notwendigen Rekonfiguration im Hintergrund der SAP-Systeme automatisiert ablaufen. 



Zur TechEd 2024 kündigt SAP an, die Kooperationen mit Anthropic und Mistral ausbauen zu wollen. Im AI Hub will SAP künftig auch IBMs Granite-Modelle und Metas Llama 3.1 bereitstellen. Bis Ende 2024 werden SAP zufolge darüber hinaus folgende LLMs über den eigenen AI Hub zur Verfügung stehen: 




Aleph Alpha Pharia-1 



Amazon Titan Image Generator 



Mistral Large 2 



OpenAI Dell-E-3 




Kommentar – SAP betritt allmählich die Agentenbühne 



Nach Salesforce und Microsoft startet nun auch SAP in das Agentenzeitalter in Sachen GenAI. Das Versprechen hinter der Technik: Mit diesen Agenten sollen sich künftig auch komplexere Aufgaben lösen lassen. Das kann gerade im Business-Kontext der Schlüssel für viele Unternehmen sein, die derzeit nach konkreten Use Cases für den GenAI-Einsatz suchen, die vor allem auch Mehrwert bringen. 



Der Softwarekonzern, der für sich in Anspruch nimmt, mit seinem System Business-Prozesse end-to-end abzudecken, könnte seine Agenten tief in die Geschäftslogik integrieren und mit den dafür relevanten Daten unterfüttern – durchaus ein Pluspunkt für die Walldorfer. Konkret wird der Erfolg der Strategie davon abhängen, wie schnell und wie viele Use Cases SAP ins Laufen bringt. Man fokussiere sich mit der KI-Strategie nicht auf die Technologie, sondern auf die Anwendungen, so  KI-Chef Herzig. „KI ist ein Anwendungs-Feature“, sagt er und damit dürfte er recht haben. 



Die Zahl der Beispiele, die SAP konkret anführt, ist momentan aber noch überschaubar. Auch der Use Case, Fehler in Rechnungen zu finden oder Buchungen automatisiert abzuwickeln, hört sich erst einmal nicht besonders spektakulär an. Zudem ist von der durch SAP so hervorgehobenen Kompetenz seiner Agenten, hoch komplexe Aufgaben zu lösen, noch nicht so viel zu sehen. Da klang vor wenigen Wochen das Beispiel von Salesforce, deren KI-Agent einen Service-Call rund um die Retoure einer Ware mit verschiedenen Optionen in Sachen Umtausch, Lokalität und Timing vornimmt, schon eindrucksvoller. 



SAP verspricht zumindest mehr Speed. Man habe 2023 die Grundlagen geschaffen, und jetzt beschleunige sich die Entwicklung, kündigt Herzig an. Mit jedem Use Case werde die Entwicklung einfacher und schneller, so der SAP-Manager. Bleibt am Ende nur noch die Frage, wer die neuen KI-Features der SAP überhaupt nutzen kann. Das bleibt der Wermutstropfen für große Teile der SAP-Klientel: Der Konzern hält an seiner Strategie fest, wonach die neue Technik allein den Cloud-Kunden mit entsprechenden RISE- und GROW-Verträgen vorbehalten bleibt. Die vielen On-Premises-Kunden bleiben in Sachen Joule und Multiagentensysteme außen vor.



Immerhin stellt SAP seinen Kunden in Aussicht, dass der Weg in die Cloud mit KI-Hilfestellung einfacher und leichter fallen könnte. Beispielsweise sollen die neuen KI-Agenten Custom-Code identifizieren und Vorschläge machen können, wie Anwenderunternehmen damit umgehen sollten. Ob dieses Argument bei den Kunden zieht, bleibt abzuwarten. Vielleicht erfahren wir auf der Jahreskonferenz der Deutschsprachigen SAP Anwendergruppe (DSAG) Mitte Oktober in Leipzig mehr dazu.