8 Tipps, um Kubernetes besser zu stemmen
So sollte sich ein Kubernetes-Umstieg anfühlen.
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Die Container-Orchestrierungsplattform Kubernetes erfreut sich im Unternehmensumfeld steigender Beliebtheit. Die Open-Source-Lösung unterstützt dabei, Container-basierte Workloads und Services automatisiert bereitzustellen und zu managen.
Lee Sustar, Principal Analyst bei Forrester Research, ordnet ein: „In den letzten Jahren haben sich Kubernetes und andere Cloud-native Technologien zum Referenzpunkt für die Unternehmens-IT entwickelt, auch wenn die meisten Workloads noch einige Zeit auf virtuellen Maschinen [VMs] laufen werden. Inzwischen halten jedoch bereits neue Technologien wie KubeVirt Einzug in Produktionsumgebungen, die es ermöglichen, VMs auf Kubernetes auszuführen.“
Zudem veranlassten die (berechtigten) Sorgen mit Blick auf mögliche Preiserhöhungen bei VMware deren Bestandkundschaft dazu, sich nach Alternativen umzusehen, so der Analyst.
Heißt diese Alternative Kubernetes, gibt es bessere und schlechtere Methoden, um auf die quelloffene Container-Orchestrierungsplattform umzusteigen und sie zu nutzen. Deswegen haben wir einige Experten gefragt:
Wie können Unternehmen sicherstellen, Kubernetes erfolgreich einzuführen und einzusetzen?
1. Langsam angehen lassen
Es ist keine Seltenheit, dass sich Unternehmen Hals über Kopf in eine umfassende Implementierung stürzen. Fehlt dabei eine Strategie – oder gute Gründe, es überhaupt zu tun – steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Unterfangen scheitert.
Nach Erfahrung von Bob Killen, technischer Programmmanager bei der Cloud Native Computing Foundation (CNCF), gestaltet sich das mit Blick auf Kubernetes ähnlich: „Viele Unternehmen migrieren überstürzt und führen Prozesse ein, unterschätzen dabei aber die Zeit, die investiert werden muss, um ein solches Projekt auch richtig umzusetzen.“
Der Experte empfiehlt Unternehmen deswegen, einen Gang runterzuschalten: „Überstürzen Sie nichts. Fangen Sie klein an, iterieren Sie und geben Sie allen Beteiligten genug Raum, um zu lernen. Beginnen Sie idealerweise mit einer unkritischen Testapplikation‚ anhand derer Sie die Aspekte des Anwendungs- und Cluster-Lebenszyklus zusammen mit den operativen Day-Two-Aufgaben durchexerzieren können.“
2. Open-Source-Kultur leben
Sich selbst an Open-Source-Projekten im Bereich Kubernetes zu beteiligen, kann Unternehmen dabei helfen, aufkeimende Probleme im Blick zu behalten.
„Wenn Sie Open Source in kritischen Teilen Ihres Stacks einsetzen, können Sie das Risiko bei der Nutzung dieser Projekte direkt verringern, indem Sie sich an Upstream-Projekten beteiligen“, empfiehlt Killen und fügt hinzu, dass das Engagement auch nicht unbedingt groß ausfallen muss: “Man muss nicht unbedingt Code beisteuern, um ein vertrauenswürdiger Kontributor zu werden. Es gibt diverse andere Möglichkeiten. Wichtig ist, dabei zu sein und Vertrauen aufzubauen.“
Dieser immaterielle Wert dürfe nicht unterschätzt werden und könne von großem Nutzen sein – sowohl um Risiken bei der Nutzung zu minimieren als auch um Probleme zu priorisieren, meint der CNCF-Experte.
3. Netzwerken
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der Tipp, sich mit anderen Kubernetes-Anwendern auszutauschen.
“Oft kann ein Gespräch mit anderen Benutzern, die etwas Ähnliches eingesetzt haben, schnell dabei helfen, Fallstricke oder erlahmte Entscheidungsprozesse zu überwinden, die damit einhergehen, einen vollständigen, Cloud-nativen Stack aufzubauen“, weiß Killen.
Dabei spielt die CNCF ebenfalls eine tragende Rolle: Die Non-Profit-Organisation veranstaltet beispielsweise regelmäßig Kubernetes Community Days. Auf diesen Events, die weltweit an diversen Standorten stattfinden, kommen Anwender und Technologieexperten aus der Open-Source- und Cloud-Native-Community zusammen, um sich weiterzubilden, Partnerschaften zu schmieden und sich zu vernetzen.
4. Investieren
Die meisten Organisationen verfügen über ein Skillset, das auf Technologien fokussiert, die älter sind als Kubernetes.
„Vor diesem Hintergrund besteht die größte Herausforderung darin, das Team dazu zu bringen, die Grundlagen von Kubernetes zu verstehen, einschließlich Containern, Pods, Services und Deployments“, hält Larry Carvahlo, Berater beim IT-Dienstleister Robust Cloud, fest.
Um Kubernetes erfolgreich einzuführen, sei eine neue Organisationskultur nötig, die Schulungen und Kollaboration beinhalte, so der Consultant: „Die Teams müssen sich DevOps-Prinzipien zu eigen machen und die Silos zwischen Developments und Operations einreißen, um Zusammenarbeit und gemeinsame Verantwortung zu fördern.“
Dazu empfiehlt der Berater beispielsweise Workshops und praktische Übungen – sowie, offen zu kommunizieren: „Das hilft den Teams, sich an die schnellen Veränderungen und die Komplexität anzupassen, die Kubernetes-Umgebungen mit sich bringen. Eine Idee wäre beispielsweise, regelmäßige ‚Lunch and Learn‘-Sitzungen anzuberaumen oder Kubernetes-Lerngruppen einzurichten.“
5. Public Cloud nutzen
Laut Forrester-Analyst Sustar könnten Unternehmen, die heute auf Kubernetes umsteigen wollen, massiv von den Best Practices der Early Adopter und den Innovationen im Bereich der Public- und Multi-Cloud profitieren: „Managed Services im Bereich Kubernetes wie sie von Public-Cloud-Anbietern zur Verfügung gestellt werden, kann die ‚Upgrade-Bürden‘ abmildern. Zudem offerieren die großen Cloud-Anbieter inzwischen auch Automatisierung, die auf der Steuerungsebene aufsetzt.“
Die Angebote der Hyperscaler im Überblick:
Amazon Web Services: Elastic Kubernetes Service.
Microsoft: Azure Kubernetes Service.
Google Cloud: Kubernetes Engine.
Laut dem Analysten müssten Unternehmen möglichst frühzeitig entscheiden, ob sich ihre Plattform-Teams auf verwaltete und automatisierte Services von Cloud-Anbietern fokussieren oder ihren eigenen Kubernetes-Stack aufbauen sollen.
„Organisationen sollten Kubernetes so einfach wie möglich halten, aber Komplexität dort angehen, wo sie unvermeidbar ist. Zu den häufigsten Herausforderungen gehören die Themen Ausfallsicherheit und Integration. Und unabhängig davon, ob der Kubernetes-Stack vorgefertigt oder selbst entwickelt ist, müssen Plattform-Teams ihn für Entwickler optimieren“, gibt Sustar zu bedenken.
6. IaC verinnerlichen
Infrastructure as Code (IaC) ermöglicht es, Computing-Infrastrukturen mithilfe von Code bereitzustellen und zu supporten – statt dazu auf manuelle Prozesse und Konfigurationen zu setzen.
Das sollten sich Unternehmen und Organisationen zunutze machen, um ihr Infrastrukturmanagement zu automatisieren, empfiehlt IT-Berater Carvalho: „Kubernetes-Umgebungen sind komplex und umfassen oft mehrere Cluster, Knoten und Konfigurationen. Das lässt sich am besten bewältigen, wenn die Infrastruktur automatisiert gemanagt wird.“
Um ihre Infrastruktur deklarativ zu definieren, empfiehlt der IT-Experte Unternehmen Tools wie beispielsweise:
Terraform,
Ansible und
Helm.
„Mit diesen Tools können Teams Umgebungen schnell replizieren, Änderungen rückgängig machen und Anwendungen effizient skalieren. Das erleichtert auch den Entwicklungs- und Betriebsteams zusammenzuarbeiten, weil IaC versionskontrolliert ist und wie Anwendungscode überprüft werden kann“, erklärt Carvalho.
7. Observability verankern
Kubernetes ist keine Lösung, die man einmal aufsetzt und dann vergessen kann. Die Open-Source-Plattform braucht Monitoring – nur so lässt sich gewährleisten, dass die gesetzten Ziele erreicht werden. An dieser Stelle kommt (Kubernetes) Observability ins Spiel: Sie ermöglicht es, die Performance und das Verhalten von Kubernetes-Clustern in Cloud-nativen Umgebungen zu überwachen und zu analysieren.
„Das vereinfacht es, Kubernetes-Probleme zu beheben, die ansonsten umständlich zu lösen wären“, erklärt Carvahlo und fügt hinzu: “Tools, die Metriken, Protokolle und Traces von Kubernetes-Clustern, -Anwendungen und -Infrastrukturen sammeln, können dazu beitragen, Engpässe zu identifizieren und Fehler frühzeitig zu erkennen.“
Wenn es um konkrete Tools gibt, empfiehlt der Berater zum Beispiel das Open-Source-Tool Prometheus – führt jedoch weitere Optionen ins Feld: „Viele verwenden zentralisierte Protokollierungslösungen wie Elasticsearch und Kibana und setzen auf Jaeger, wenn es um Distributed Tracing geht. Die so gewonnenen Erkenntnisse sparen den IT-Teams Zeit und steigern ihre Effizienz.“
8. Mit GenAI hebeln
Laut Charlotte Dunlap, Forschungsdirektorin beim Beratungsunternehmen Global Data, werden Observability-Plattformen inzwischen auch zunehmend mit generativer KI kombiniert, um umfassende Operational-Monitoring-Services zu realisieren.
Das wird Folgen haben, so die Expertin: „KI wird bei der Einführung von Kubernetes künftig eine wichtige Rolle spielen. Zunächst wird die Technologie IT-Mitarbeitern und Entwicklern über intelligente Automatisierungs- und Sicherheitsplattformen zur Verfügung stehen – etwa Microsoft Power Automate und Red Hat Ansible Lightspeed.“
Darüber hinaus nimmt die Chefberaterin auch Signale aus der Security-Branche wahr, Generative AI künftig als Hebel im Bereich Cloud Security Posture Management und Angriffspfadanalyse zu nutzen. (fm)
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