Mit Gigabit-Speed künftig in der Bahn surfen?
Die deutschen Mobilfunker wollen gemeinsam mit der Bahn die Strecke Hamburg-Berlin mit Gigabit-Mobilfunk versorgen.
Deutsche Bahn AG / Georg Wagner
Online-Arbeiten im Zug? Bislang ist das zumindest auf vielen Bahnstrecken ein Geduldsspiel. Die Mobilfunk-Verbindungen sind meist so schlecht, dass, überspitzt formuliert, die einzelnen Datenpakete per Handschlag begrüßt werden können.
Dies scheinen nun auch die Deutsche Bahn sowie die Mobilfunkbetreiber erkannt zu haben. Sie wollen ein Versorgungskonzept „5G am Gleis“ entwickeln. Dazu versprechen die Unternehmen zum Digital-Gipfel 2024: „Die Bahnstrecke Hamburg–Berlin soll Deutschlands Innovationsstrecke für Mobilfunk mit Gigabit-Datenraten im Zug werden. Auf einer der wichtigsten Städteverbindungen Deutschlands sollen Bahnreisende dank lückenloser 5G-Ausleuchtung künftig in bester Qualität telefonieren und surfen können.“
Gigabit für Bahnstrecke Hamburg-Berlin
Dazu unterzeichnen Deutsche Bahn (DB), die Mobilfunkunternehmen 1&1, Deutsche Telekom, O2 Telefónica und Vodafone sowie der Bund auf dem Digital-Gipfel ein entsprechendes Memorandum of Understanding (MoU). Die Entscheidung fiel zugunsten der Strecke Hamburg-Berlin aus, weil sie ein der meistbefahrenen Verbindungen Deutschlands ist. Täglich sind hier bis zu 230 Züge und bis zu 30.000 Fahrgäste unterwegs.
Das Versorgungskonzept „5G am Gleis“ soll künftig eine lückenlose 5G-Ausleuchtung im Zug gewährleisten.
Deutsche Bahn AG / Oliver Lang
Die Grundlagen für die Versorgung mit Gigabit-Mobilfunk im Zug sollen während der umfassenden Sanierung der Strecke Hamburg–Berlin zwischen August 2025 und April 2026 gelegt werden. Während der Sperrpause will die Bahn parallel Funkmasten für den künftigen Bahnfunk FRMCS (Future Rail Mobile Communication System) aufbauen. FRMCS löst bis 2035 europaweit den heutigen Bahnfunk GSM-R ab.
Neuer Zugfunk FRMCS als Basis
Nach den Sanierungsarbeiten will die DB dann die dazugehörende Infrastruktur, wie es heißt, den Mobilfunkern zur Verfügung stellen. Diese können dann auf Basis der Masten und Versorgungscontainer sowie die Strom- und Datenleitungen, die für die FRMCS-Versorgung errichtet werden, eine technologieoffene Erprobung und Ausleuchtung der Strecke mit Mobilfunk starten.
Teil der anstehenden Tests ist, wie es mit gleisnahen Masten möglich ist, im Zug ein störungsfreies Mobilfunksignal zu empfangen. Knackpunkt hierbei war bislang die Metallbeschichtung der Zugscheiben, die die Wagen gegen Sonneneinstrahlung schützen.
Empfang ohne Repeater?
Die Bahn setzt deshalb auf Scheiben, die das Mobilfunksignal besser ins Wageninnere lassen sollen. Diese ersetzen dann Schritt für Schritt die bisherigen Repeater, die Signale über Antennen auf den Wagen empfangen und in den Innenraum leiten. Auf dieser Basis wollen die beteiligten Mobilfunker und die Bahn ein technisch und wirtschaftlich tragfähiges Mobilfunknetz- und Vertragskonzept für die Ausrüstung der Strecke mit aktiver Mobilfunk-Technik entwickeln.
Als gemeinsames Ziel nennen die Beteiligten und das Bundesministerium für Digitales und Verkehr eine Gigabit-Versorgung der Fahrgäste auf der künftigen Innovationsstrecke und ein störungsfreies Miteinander mit dem neuen Bahnfunk FRMCS. Oder wie es Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, formuliert: „Unsere Gigabit-Strategie zielt darauf, Gigabit-Bandbreiten überall dort zu ermöglichen, wo Menschen leben, arbeiten und unterwegs sind. Dem ehrgeizigen Zeitplan für die anstehende Generalsanierung der Strecke Hamburg–Berlin stellen wir mit dem MoU einen ebenso ehrgeizigen Gigabit-Fahrplan zur Seite.“
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