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„CIOs müssen ihr KI-Tempo selbst bestimmen“

Auf dem Gartner Symposium gaben die Analysten nicht nur Tipps zum Tempo, sondern auch zur Absicherung von KI-Initiativen.Gartner



„Durch die unaufhaltsame Innovation im Wettlauf der Technologieanbieter haben CIOs das Gefühl, permanent im Hype zu leben“, erklärt Alicia Mullery, VP Research bei Gartner, den mehr als 6.400 anwesenden CIOs und IT-Führungskräften in ihrer Eröffnungsrede. „Gleichzeitig sehen sie sich in einer Sackgasse gefangen, wenn es darum geht, mit KI Mehrwert zu schaffen.“



„CIOs können jedoch das Tempo in ihrem Wettlauf um KI-Ergebnisse selbst bestimmen“, fügt ihr Kollege Daryl Plummer, Distinguished VP Analyst, Chief Research bei Gartner, hinzu. „Wenn Sie bescheidene KI-Ambitionen haben, können Sie es sich leisten, in einer Branche, die noch nicht von KI transformiert wurde, ein gemächlicheres Tempo anzuschlagen.“



Für Unternehmen mit größeren KI-Ambitionen oder in einer Branche, die von KI transformiert wird, werde das Tempo höher sein, so Plummer. „Aber egal, ob Sie sich in einem gleichmäßigen oder beschleunigten Tempo bewegen, Sie müssen Mehrwert und Ergebnisse liefern.“



Das sei leichter gesagt als getan, betonen die beiden Analysten in ihrer Keynote. Zunächst müssten die Mitarbeiter GenAl-Tools konsequent in ihren Arbeitsabläufen einsetzen, um mit generativer KI (GenAl) geschäftlichen Mehrwert zu generieren. Sie verwiesen auf eine Gartner-Studie aus dem zweiten Quartal 2024, wonach Mitarbeiter durch den Einsatz von GenAl durchschnittlich 3,37 Stunden pro Woche einsparen. Diese Zeitersparnis führe aber nicht zwangsläufig zu höherer Produktivität, sondern möglicherweise nur zu längeren Pausen, skizziert die Gartner-Analystin das „Chai-Latte-Problem“.



Unterschiedliche Produktivitätsgewinne



Hinzu kommt, dass nicht alle Mitarbeiter in gleichem Maße von der Nutzung von GenAl profitieren. „Die Produktivitätsgewinne durch GenAl sind nicht gleichmäßig verteilt, sondern variieren von Mitarbeiter zu Mitarbeiter – nicht nur aufgrund ihres persönlichen Interesses und ihrer Fähigkeiten, sondern auch aufgrund der Komplexität ihrer Arbeit und ihrer Erfahrung“, so Plummer. In wenig komplexen Bereichen wie einem Callcenter bringe der Einsatz von GenAI etwa für erfahrene Mitarbeiter fast keinen Vorteil, während er bei einem Rechtsanwalt einen riesigen Unterschied mache.



Unternehmen, die ihr Wachstum mit KI vorantreiben wollen, suchten daher auch nach Vorteilen, die über die Produktivität hinausgehen, also nach Verbesserungen bei den Abläufen und Prozessen, wie etwa die Automatisierung wichtiger Geschäftsprozesse oder die Umgestaltung von Rollen für die Arbeit mit Chatbots. Oder – auf Business-Ebene – nach Verbesserungen, die neue Umsatzquellen erschließen oder den Wertbeitrag des Unternehmes neu gestalten.



„In diesen Fällen sollten ClOs die KI-Vorteile wie ein Aktien-Portfolio verwalten“ empfiehlt Mullery: „Bestimmen Sie den Umfang Ihres Einsatzes in jedem Anwendungsbereich und verwalten Sie die Risiken und Chancen in diesem Portfolio.“



Dieser Rat kommt nicht von ungefähr, denn die Kosten von KI können laut der Analystin schnell außer Kontrolle geraten. In einer Mitte des Jahres vorgenommenen Gartner-Umfrage unter mehr als 300 CIOs hätten mehr als 90 Prozent der Teilnehmer angegeben, das Kostenmanagement schränke ihre Fähigkeit ein, den Wert von KI für ihr Unternehmen zu steigern.



Aus Sicht von Gartner sind die Kosten sogar ein ebenso großes KI-Risiko wie Sicherheit oder Halluzinationen: „Wenn CIOs nicht verstehen, wie ihre KI-Kosten skalieren, könnten sie ihre Kostenkalkulation um 500 bis 1.000 Prozent unterschätzen“, warnt Plummer. „Ein CIO muss seine KI-Kosten verstehen. Er muss die Kostenkomponenten und die Optionen des Preismodells kennen und wissen, wie er diese Kosten senken und mit den Anbietern verhandeln kann.



Zudem empfiehlt Gartner, dass CIOs neben Proofs of Concept auch Proofs of Costs erstellen sollten, um die Skalierbarkeit der Kosten und nicht nur die Funktionsfähigkeit der Technologie zu testen.



Technologie-Sandwich schützt vor KI-Risiken



Da sich KI und Daten im gesamten Unternehmen ausbreiten, sind diese keine zentralisierten Assets mehr, die direkt von der IT kontrolliert werden. Aus diesem Grund sind laut Gartner neue Ansätze erforderlich, um den Datenzugriff zu verwalten und zu schützen, den Input und Output von KI zu steuern und die Wertschöpfung zu gewährleisten.



„Hier kommt das Konzept des Technologie-Sandwichs ins Spiel“, beschreibt Plummer den KI-Technologiestapel der Zukunft. „Auf der Unterseite des Sandwichs befinden sich alle Daten und KI aus der IT, die in der Regel zentralisiert sind. Auf der Oberseite befinden sich alle Daten und KI, die von überall her kommen und in der Regel dezentralisiert sind. Und in der Mitte befinden sich die Technologien für das Vertrauens-, Risiko- und Sicherheitsmanagement (Trust, Risk & Security Management – TRiSM), die das Ganze absichern.”



„Als CIO ist es Ihre Aufgabe, ein Technologie-Sandwich zu entwerfen, das mit der Unordnung von KI umgehen kann und gleichzeitig offen für neue Möglichkeiten bleibt“, sagt Mullery. „Unternehmen, die sich auf weniger KI beschränken (zehn KI-Initiativen oder weniger), werden in der Lage sein, ihre Technologie-Sandwiches mit Hilfe von Teams und Komitees zu handeln.”



Unternehmen mit einem AI-Accelerated-Ansatz müssten jedoch TRiSM-Technologien hinzufügen. “Quasi ein Deluxe-Sandwich”, wie Plummer es formuliert.