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Britische Regierung steckt viel Geld in die Oracle Cloud

Vier britische Ministerien wollen Prozesse vereinheitlichen und setzen dafür auf die Oracle Cloud.Getty Images




Oracle hat einen Großauftrag der britischen Regierung an Land gezogen. Das Ministerium für Arbeit und Renten (DWP), das Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten (DEFRA), das Justizministerium (MoJ) und das Innenministerium hätten sich für die Oracle-Cloud entschieden, meldete der US-amerikanische Softwarehersteller. Die neue Lösung soll ein einheitliches Betriebsmodell mit Oracle Fusion Cloud Applications Suite und Oracle Cloud Infrastructure (OCI) schaffen, hieß es. Das Ziel: Kosten senken, Finanz-, Lieferketten- und Personaldaten standardisieren und Unternehmensdienste transformieren. 



Mit der Standardisierung auf der Oracle Cloud hofft die Regierung auf der Insel, die Unternehmensdienste in allen Ministerien umzugestalten. Demzufolge sollen die Finanz-, Lieferketten- und Personalprozesse für fast 250.000 Beamte verbessert, die Effizienz gesteigert und den Bürgern bessere Dienstleistungen und einen höheren Mehrwert geboten werden.



Shared Services für 250.000 Beamte aus der Oracle Cloud



„Wir entwickeln ein gemeinsames Betriebsmodell und führen Geschäftsprozesse ein, die von vier Ministerien gemeinsam genutzt werden, in denen fast die Hälfte aller Beamten des Vereinigten Königreichs beschäftigt ist“, sagte Chris Murtagh, Chief Technology Officer und ERP-Programmdirektor des Synergy genannten Programms. „Oracle Cloud wird eine einheitliche Plattform schaffen, die die Transparenz erhöht, die Effizienz steigert und uns in die Lage versetzt, besser auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger einzugehen.“



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Mit dem Synergy-Programm implementieren die Ministerien Shared Services mit Oracle Fusion Cloud Enterprise Resource Planning (ERP), Oracle Fusion Cloud Human Capital Management (HCM) einschließlich Gehaltsabrechnung und Oracle Fusion Cloud Supply Chain & Manufacturing (SCM). Darüber hinaus würden Oracle Fusion Data Intelligence und OCI zusätzliche Analysefunktionen unterstützen, um tiefere Einblicke zu gewinnen und die Entscheidungsfindung zu verbessern, hieß es. Die Shared-Services-Plattform wird in der Oracle Cloud for UK Government & Defence betrieben. Um die Implementierung kümmern sich das DWP, Oracle und die Mitglieder des Oracle-Partner Networks (OPN) IBM und Deloitte in Form eines gemeinsamen Konsortiums. 



Rechnungsprüfer mahnen fehlenden Business Case an



Das Synergy-Programm läuft bereits seit längerem. Im Mai vergangenen Jahres hatte die Regierung den Plan ausgegeben, die ERP-Systeme in besagten Ministerien auf den neuesten Stand zu bringen. Das Budget für einen auf 12 Jahre ausgelegten Kontrakt sollte sich auf über 1,1 Milliarden Dollar belaufen, inklusive Software und Systemintegration, berichtete das britische Nachrichtenportal The Register. Rechnungsprüfer hätten indes bemängelt, dass Fragen zur Finanzierung des Mega-Projekts nicht beantwortet seien und außerdem ein begründeter Business Case fehle. 



In einer Stellungnahme von Anfang Mai 2023 weist das Committee of Public Accounts darauf hin, dass die britische Regierung seit etwa zwei Dekaden an einem Shared-Services-Modell arbeite – allerdings mit wenig Erfolg. Immer wieder seien neue langfristig angelegte Pläne mit ambitionierten Zielen aufgestellt worden, die sich dann verzögerten und schließlich scheiterten, bemängelten die Rechnungsprüfer. Die Regierung habe bis dato nichts aus den bisher gemachten Fehlern gelernt. Es fehle an Governance und klarer Führung, die verschiedenen Abteilungen würden jede für sich agieren, statt an einem Strang zu ziehen, und sämtliche Bemühungen, endlich standardisierte Prozesse zu entwickeln, seien gescheitert. 



Schlechte Erfahrungen mit Oracle Cloud in Birmingham



Ob der Umstieg in die Oracle-Cloud die Probleme löst, ist fraglich – zumal die Erfahrungen des öffentlichen Sektors in Großbritannien mit größeren Oracle-Projekten eher zwiegespalten ausfallen. Beispielsweise kämpft die Stadt Birmingham mit einer deutlich in Schieflage geratenen Oracle-Einführung. The Register berichtete im vergangenen Jahr, dass sich das Vorhaben, im HR- und Finance-Bereich SAP durch Oracle Fusion zu ersetzen, um Jahre verzögert habe und die Kosten um den Faktor vier aus dem Ruder gelaufen seien. 



Das britische Nachrichtenportal zitiert einen Insider, der behauptet, das Cloud-basierte Oracle Fusion eigne sich eigentlich nicht für den Einsatz bei Behörden, weil es eher auf die Belange von produzierenden Unternehmen und den Handel ausgelegt sei. Das Gleiche gelte zwar auch für SAP. Allerdings sei es den Verantwortlichen in Birmingham gelungen, SAP bis auf wenige Abstriche gut an die eigenen Anforderungen anzupassen. SAP war ein gutes Produkt, das niemals hätte aufgegeben werden dürfen, so das Fazit des Insiders. 




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