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Wie Testautomatisierung die S/4HANA-Transformation leichter macht

loading="lazy" width="400px">Wer im Zuge der S/4HANA-Migration das Testing weitgehend manuell abwickeln will, wird schnell an Grenzen stoßen. Andrey_Popov/Shutterstock




Das klassische Enterprise-Resource-Planning- (ERP-)System ECC 6.0 wird aller Voraussicht nach nur noch bis Ende 2027 von SAP unterstützt. Danach läuft der Standardsupport aus – 2030 ist dann auch mit dem Extended Support endgültig Schluss. Viele Unternehmen befinden sich daher bereits in der Transformation zum Nachfolger SAP S/4HANA oder haben diese schon abgeschlossen.



Die Migration stellt IT-Verantwortliche jedoch vor enorme Herausforderungen. Schließlich handelt es sich um ein hochkomplexes Großprojekt, das den Kern der Unternehmens-IT betrifft. Geschäftskritische Prozesse wie Beschaffung, Logistik, Produktion und Finanzwesen müssen nach der Umstellung mindestens genauso zuverlässig funktionieren wie zuvor.



Modularität in SAP-Cloud: Neue Möglichkeiten, aber auch komplexe Anforderungen



Mit SAP S/4HANA vollzieht SAP den Wandel von einer monolithischen zu einer modulareren, servicebasierten Architektur. Anstelle eines zentralen ERP-Blocks kommen nun viele verschiedene Lösungsbausteine zum Einsatz, die über die SAP Business Technology Platform (BTP) integriert werden sollen. Dieser Ansatz bringt mehr Flexibilität, da Unternehmen nur die benötigten Services aktivieren und bei Bedarf neue hinzufügen können.



Allerdings steigt dadurch auch die Komplexität in der Systemlandschaft: Geschäftsprozesse erstrecken sich über eine Vielzahl verteilter Komponenten mit zahlreichen Schnittstellen. Das birgt Risiken für die Stabilität und Integrität der Daten sowie der Prozesse. Kleinste Fehler in einer Schnittstelle können weitreichende Folgen haben und ganze Prozessketten lahmlegen.



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Es ist daher nicht verwunderlich, dass laut Analysten rund 30 Prozent der Transformationskosten auf die Quality Assurance (QA) entfallen. Unternehmen sollten daher frühzeitig in eine solide QA-Strategie investieren, um die Funktionsfähigkeit der Geschäftsprozesse während und nach der Migration sicherzustellen.



Die SAP-S/4HANA-Transformation erfolgt in den meisten Unternehmen schrittweise. Altsysteme und das neue SAP S/4HANA laufen oft über einen längeren Zeitraum parallel, was den Testaufwand allerdings signifikant erhöht: Ein zentraler Bestandteil sind Regressionstests, die sicherstellen, dass nach notwendigen Anpassungen am Altsystem – etwa aufgrund veränderter gesetzlicher Vorgaben – weiterhin alle Geschäftsprozesse einwandfrei funktionieren.



Parallelbetrieb erhöht Testing-Aufwand



Dabei kann es sich je nach Abhängigkeiten im System um Tausende von Testfällen handeln. Automatisierung bietet hier Vorteile: Tests laufen dann regelmäßig ab, ohne dass Mitarbeitende aktiv eingreifen müssen. Dies entlastet sowohl den Fachbereich als auch die QA-Teams und spart wertvolle Ressourcen.



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So können sich die Verantwortlichen auf weitere Herausforderungen des Parallelbetriebs fokussieren – zum Beispiel den Umgang mit unterschiedlichen Datenstandards und -formaten. Denn es gilt sicherzustellen, dass Daten bei der Migration vom Alt- ins Neusystem korrekt verarbeitet und synchronisiert werden. Oftmals stellt sich dabei heraus, dass sich nicht alle Daten ohne Weiteres in das neue Format übertragen lassen. Hier sind manuelle Anpassungen notwendig, die wiederum Zeit und Ressourcen binden.



Ergebnisse aus Alt- und Neusystemen automatisiert vergleichen



Ein weiterer entscheidender Faktor bei der Migration auf SAP S/4HANA sind die nötigen Vergleichstests zwischen dem Altsystem (SAP ECC) und der neuen Umgebung. Diese Tests gewährleisten, dass die Geschäftsprozesse nach der Migration dieselben Ergebnisse liefern. Besonders bei kritischen Prozessen wie der Gehaltsabrechnung ist es wichtig, dass das Endergebnis im neuen System identisch mit dem Altsystem bleibt, auch wenn der Prozess selbst optimiert wurde.



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Die Anwenderunternehmen müssen dafür einen Test Case, der im Altsystem erstellt wurde, in SAP S/4HANA übertragen. Durch den anschließenden automatisierten Abgleich beider Tests lässt sich sicherstellen, dass die Ergebnisse kontinuierlich und zuverlässig überprüft werden. Dies erhöht die Sicherheit der Migration erheblich.



Zudem bieten die Tests die Möglichkeit, die Migration in kleinen, kontrollierten Schritten über die Bühne zu bringen. Unternehmen können sich so dafür entscheiden, einzelne Geschäftsprozesse oder Module schrittweise zu migrieren, und dabei überprüfen, ob jeder Schritt fehlerfrei funktioniert. Diese Methode minimiert das Risiko und erlaubt es den Betrieben, flexibler auf etwaige Probleme zu reagieren, die während der Migration auftreten könnten.



Schnittstellenkomplexität mit Integrationstests entgegenwirken



Mit der neuen Cloud-Architektur von SAP S/4HANA steigt die Zahl der Schnittstellen zu Drittanwendungen deutlich an. Individualisierungen werden nicht mehr im Kernsystem selbst vorgenommen, sondern über externe Anwendungen, die an die SAP Business Technology Platform angebunden sind. Diese Architektur macht das Kernsystem agiler und leichter aktualisierbar, führt jedoch zu erhöhter Komplexität in der Peripherie.



Die Herausforderung besteht darin, sicherzustellen, dass diese Schnittstellen reibungslos funktionieren, denn Geschäftsprozesse erstrecken sich oft über mehrere Systeme. Automatisierte Tests helfen, Schnittstellen regelmäßig zu überprüfen und so zu gewährleisten, dass sie sowohl funktional als auch performant laufen. Gerade bei hoher Nutzerlast ist es wichtig, dass Prozesse schnell und stabil bleiben, um Produktivitätseinbußen und Kundenverluste zu vermeiden.



Duke Energy reduziert Tests auf wenige Stunden



Ein Praxisbeispiel, das die Vorteile der Testautomatisierung deutlich macht, ist das US-amerikanische Unternehmen Duke Energy. Dank der Automatisierung von Tests konnte der Energieversorger Duke Energy die SAP-S/4HANA-Migration sieben Monate früher als geplant abschließen und dabei mehr als vier Millionen Dollar einsparen. Der manuelle Testaufwand reduzierte sich von 1.300 Stunden auf 32 Stunden.









Ein weiteres vorteilhaftes Resultat der Testautomatisierung war für Duke Energy die Möglichkeit, das Altsystem früher abzuschalten und somit laufende Kosten für Infrastruktur und Wartung einzusparen. Automatisierung kann also nicht nur dazu beitragen, die Projektlaufzeit zu verkürzen, sondern auch Betriebskosten zu reduzieren.



QA-Strategie frühzeitig integrieren



Unabhängig davon, ob ein Unternehmen einen Greenfield-, Brownfield- oder Bluefield-Ansatz bei der Migration verfolgt, sollte die Qualitätssicherung von Anfang an Teil der Strategie sein. Bereits in der Planungsphase müssen QA-Verantwortliche definieren, welche Tests notwendig sind, wo Automatisierung sinnvoll ist und welche Kompetenzen im Team vorhanden sind.



Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern wie Tricentis kann dabei helfen, erste Testautomatisierungen aufzusetzen und QA-Teams entsprechend zu schulen. Eine durchdachte Qualitätssicherungsstrategie minimiert Risiken und hilft, die Transformation effizienter zu gestalten – und der Return on Investment (ROI) für Testautomatisierung stellt sich dabei meist innerhalb von sechs bis zwölf Monaten ein.



Systemänderungen mithilfe von KI kontinuierlich überprüfen



Auch nach einer Migration auf SAP S/4HANA bleibt die Testautomatisierung ein wichtiger Faktor für den reibungslosen Betrieb: Da das neue Cloud-ERP kürzere Release-Zyklen hat, müssen Unternehmen kontinuierlich in der Lage sein, Updates und funktionale Änderungen zu testen. Eine traditionelle Quality-Assurance-Strategie, die auf manuellen Prozessen basiert, würde hier an ihre Grenzen stoßen und zu Verzögerungen und Mehrkosten führen.



Vielmehr sind etwa automatisierte Change-Impact-Analysen notwendig, die aufzeigen, wie sich Systemänderungen auf Geschäftsprozesse auswirken. KI-gestützte Tools erleichtern darüber hinaus die Wartung der Testfälle und bieten Selbstheilungsfunktionen, die automatisch gebrochene Verknüpfungen in Test Cases reparieren. Dies gewährleistet, dass auch nach Systemanpassungen die Testlogik erhalten bleibt und sich Risiken frühzeitig identifizieren lassen.



Fazit: S/4-HANA-Migration braucht Testautomatisierung



Testautomatisierung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der SAP-S/4HANA-Transformation. Sie ermöglicht Unternehmen, die Migration schneller und kosteneffizienter abzuwickeln, und bietet langfristige Vorteile für den laufenden Betrieb. Automatisierung reduziert den manuellen Aufwand und erhöht die Sicherheit sowie Transparenz der Qualitätssicherung.



Angesichts des hohen Testaufwands und der zunehmenden Komplexität durch neue Schnittstellen ist es ratsam, von Beginn an eine durchdachte Quality-Assurance-Strategie zu verfolgen, die auf Automatisierung setzt. So lässt sich der ROI innerhalb kurzer Zeit realisieren und die wachsenden Herausforderungen im Qualitätsmanagement trotz des Fachkräftemangels bewältigen.