Die Grenzen der politischen Schlagfertigkeit: Ein Vergleich mit der Vergangenheit
Für Eilige: Politiker werden immer unhöflicher, doch sind sie es wirklich?
In letzter Zeit wird oft darüber gesprochen, dass sich die politische Sprache in Deutschland mehr und mehr verändere. Es werde unhöflicher und ungebildeter. Doch ist diese Entwicklung tatsächlich so gravierend, wie oft behauptet wird? In einer Debatte des Bundestages über den Ausgang von Olaf Scholz' Amt als Bundeskanzler wurde dieser Punkt von Henning Lobin, dem Direktor des Instituts für Deutsche Sprache, thematisiert.
Es ist tatsächlich so, dass die politische Rhetorik sich verändere. Doch dies ist nicht unbedingt eine Neuerung. Schon in den 70er- und 80er-Jahren gab es im Bundestag scharfe Auseinandersetzungen zwischen Politikern aus verschiedenen Parteien. Herbert Wehner, ein langjähriger SPD-Politiker, nannte zum Beispiel den CSU-Chef Franz-Josef Strauß einmal einen "geistigen Terroristen". Oskar Lafontaine sagte 1982 über die von Helmut Schmidt gelobten Sekundärtugenden: "Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit", mit diesen könne man "auch ein KZ betreiben".
Trotz dieser Vergangenheit gibt es heutzutage tatsächlich noch mehr unhöfliche Ausdrucksweise. Die AfD ist dafür besonders verantwortlich. Im Bundestag werden oft Zwischenrufe gemacht und es kommt immer wieder zu konfrontativen Debatte, die von der Atmosphäre geprägt sind.
Es ist wichtig zu beachten, dass sich die politische Sprache nicht nur um einzelne Wörter oder Ausdrücke dreht. Sie ist ein Spiegelbild des kulturellen und sozialen Umfelds, in dem sie gesprochen wird. Wenn es in einer Gesellschaft mehr Unmut und Gegenwind gibt, wird auch die Sprache aggressiver.
In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass Henning Lobin aufmerkt, dass sich die politische Sprache im Bundestag nicht so sehr verändert hat, wie oft behauptet wird. Es ist eher ein Gefühl der Gewöhnung eingetreten. Auch wenn es immer wieder zu unhöflichen Ausdrucksweisen kommt, sind diese nicht so gravierend, wie oft suggeriert wird.
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