KI im Auto? Ja, aber bitte kostenlos
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Der weltweite Einsatz von KI-Lösungen ist aus Sicht vieler Experten die nächste Entwicklungsstufe des Automobils und der Automobilproduktion. Doch gerade die Automobilindustrie investiert im Vergleich zu anderen Branchen eher zurückhaltend in KI-Kapazitäten, -Teams und -Budgets. Einer Untersuchung von Capgemini zufolge hatten 2023 in der gesamten Automotive-Industrie erst vier Prozent der Unternehmen damit begonnen, KI-Anwendungen an ausgewählten Standorten zu implementieren. Das ist in etwa halb so viel wie in der Pharmaindustrie, während der Einzelhandel sogar auf viermal so hohe Werte kommt.
Gleichzeitig fanden die Marktforscher heraus, dass nur 28 Prozent der Unternehmen in der automobilen Wertschöpfungskette an KI-Pilotprojekten arbeiten. Die überwiegende Mehrheit von 68 Prozent befindet sich noch in der Explorationsphase.
KI im Auto aus Kundensicht
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bietet den Herstellern entlang der gesamten Wertschöpfungskette, also von der Entwicklung über die Produktion bis hin zur Anwendung im Fahrzeug, Potenziale und Mehrwerte. Doch welchen Stellenwert hat KI bei den Autofahrern? Sind sie überhaupt mit KI-Anwendungen vertraut? Wie sehen die Erwartungen und die Zahlungsbereitschaft aus?
Die Management- und IT-Beratung MHP, eine Tochter von Porsche, hat diese Fragen zum Anlass genommen, um in einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage die Sicht von 4.700 Autofahrern aus China, den USA, Deutschland, Großbritannien, Italien, Schweden und Polen auf den Einsatz von KI im Auto zu beleuchten.
Die Umfrage ergab, dass das allgemeine Verständnis von KI in den Regionen Europa, USA und China einheitlich relativ hoch ist. In Bezug auf KI im Auto zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Insgesamt geben hier nur rund 60 Prozent der Befragten an, ein Verständnis für den Einsatz von KI im Auto zu haben. Spitzenreiter sind hier die Chinesen mit über 80 Prozent der Befragten, während der Wert in Europa nur bei rund 54 Prozent liegt.
Dies deckt sich in etwa mit den Antworten auf die Frage, ob schon einmal KI-Funktionen im Auto genutzt wurden: Während in China fast drei Viertel der Befragten schon einmal eine KI-Funktion im Auto genutzt haben, sind es in Europa nur 31 Prozent. Von den US-Teilnehmern gaben 50 Prozent an, schon einmal eine KI-Funktion im Auto genutzt zu haben.
Europäer skeptisch gegenüber Chancen – und kaum zahlungsbereit
Globale Unterschiede zeigen sich auch bei der Bewertung der Vor- und Nachteile: 48 Prozent der Chinesen sehen KI im Auto überwiegend als Chance, während nur 23 Prozent der Europäer dieser Einschätzung zustimmen. Letztere sind zu 39 Prozent der Meinung, dass sich Chancen und Risiken von KI in etwa die Waage halten. 24 Prozent äußern sich ablehnend und sind der Meinung, dass derzeit die Risiken überwiegen.
Immerhin zwei Vorteile von KI erhalten weltweit eine hohe Zustimmung:
Über alle Regionen hinweg sieht eine Mehrheit von 51 Prozent der Befragten die Zeitersparnis als größten Vorteil.
Ähnlich hoch wird die Steigerung der Effizienz und Produktivität eingeschätzt – 44 Prozent sehen hierin einen Vorteil.
Weitere Vorteile wie erhöhte Kreativität, verbesserte Sicherheit oder bessere Entscheidungsfindung erreichen nur eine Zustimmung von unter 30 Prozent.
Interessant ist, dass der Aspekt der Zeitersparnis weltweit ähnlich bewertet wird, während die anderen abgefragten Vorteile in China deutlich häufiger bestätigt werden als in den USA und Europa. Bei den abgefragten Nachteilen zeigen sich dagegen die US-amerikanischen Teilnehmer als die größten Bedenkenträger. Insgesamt werden folgende Aspekte von 46 bis 49 Prozent der Befragten aus allen Regionen als Risiken gesehen:
Risiken für den Datenschutz und die Privatsphäre,
ein erhöhtes Risiko von Fehlinformationen, oder
Sicherheitsrisiken.
Auch die Aufwertung des Autos durch KI-Funktionen stößt auf ein geteiltes Echo. Zwar könnten KI-Funktionen 84 Prozent der chinesischen Autofahrer und immerhin 48 Prozent der Europäer zum Kauf eines Fahrzeugs bewegen. Würden die Hersteller für optionale KI-Anwendungen einen Aufpreis verlangen, wäre die Zahlungsbereitschaft sehr gering: Nur 23 Prozent der europäischen Autofahrer sind bereit, dafür zu zahlen, gegenüber 39 Prozent der chinesischen Nutzer. Am ehesten wird ein fester Aufpreis beim Autokauf akzeptiert – weniger eine spätere Freischaltung von Funktionen oder eine flexible/monatliche Nutzung.
Innovationen mit Mehrwert schaffen – und monetarisieren
Laut Umfrage trauen Autofahrer europäischen Herstellern nur wenig KI-Kompetenz zu. MHP
Die Konsequenz für die Hersteller so MHP: Sie müssen KI-basierte Geschäftsmodelle im Fahrzeug so ausrichten, dass sie einen möglichst hohen (finanziellen) Nutzen entwickeln – bei gleichzeitiger Steigerung des Nutzererlebnisses.
„Die Zahlen zeigen, dass die Aussicht auf mehr Sicherheit und Komfort durch KI zur Kaufentscheidung motivieren kann. Allerdings sind gerade die europäischen Befragten oft unschlüssig und preissensibel“, erklärt Marcus Willand, Partner bei MHP und einer der Autoren der Studie. Nils Schaupensteiner, Associated Partner bei MHP und Mit-Autor der Studie ergänzt: „Automotive-Unternehmen müssen Innovationen mit spürbarem Mehrwert schaffen – und neben der direkten auch eine indirekte Monetarisierung ihrer KI-Angebote entwickeln, etwa durch datenbasierte Geschäftsmodelle und verbesserte Serviceangebote. Auch dafür liefert die Studie konkrete Ansätze.“
Die gute Nachricht für traditionelle Autohersteller: Wenn es um den Einsatz Künstlicher Intelligenz geht, vertrauen ihnen die Kunden mehr als Technologieunternehmen wie Apple, Google, Microsoft (64 Prozent gegenüber 50 Prozent).
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