Wie FinOps den Cloud-Einsatz effizienter macht
Der Cloud-Betrieb kann beliebig komplex werden. Das treibt die Kosten in Höhe. Wer die Kontrolle behalten will, braucht die richtige Methode – FinOps kann dabei helfen.ArtemisDiana – shutterstock.com
Multi-Cloud- oder Hybrid-Cloud-Umgebungen sind in den meisten Unternehmen inzwischen „State of the Art“ und deren Vorteile unbestritten. Mehr Flexibilität und Agilität, weniger Schatten-IT und nachhaltigeres IT-Business-Alignment sowie eine moderne cloud-basierte Softwareentwicklung – all diese Faktoren sind für den Erfolg der Cloud ausschlaggebend. Doch vielfach ging bei der Cloud Journey der Unternehmen Schnelligkeit vor Genauigkeit. Die Konsequenz: Die Orchestrierung einer Vielzahl von Handlungsoptionen und Services wurde technologisch und organisatorisch nur unzureichend gelöst, Die Auslagerung von Workloads in die Cloud geriet vielfach zu einer Kostenfalle.
Auf dieses bei vielen Anwenderinnen und Anwendern vorherrschende Szenario zahlen FinOps ein. Die Abkürzung steht für „Financial Operations“. Besagte Operationen zielen darauf ab, die Cloud-Ausgaben der Firmen zu optimieren, was im Umkehrschluss bedeutet, die Effizienz und den Nutzen von Cloud-Ressourcen zu maximieren. Die FinOps-Methodik umfasst dabei eine Reihe von Verfahren, Tools und Best Practices, mit deren Hilfe Unternehmen ihre Investitionen und laufenden Betriebskosten der Cloud besser kontrollieren und managen können. Insbesondere geht es dabei um konkrete Verwendungsmuster einzelner Cloud-Services und deren Effizienz beziehungsweise Ineffizienz. Und es erfordert eine bessere Verzahnung von IT, Finanzabteilung und Fachbereichen in den Firmen.
FinOps inzwischen etabliert
Wie etabliert diese Methodik in den Unternehmen der DACH-Region ist, belegt die aktuelle Studie „FinOps“ des Research Teams von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Demnach ist für fast 90 Prozent der befragten Firmen der Ansatz der Financial Operations inzwischen vertraut. Zumindest kennen sie die Thematik und haben sich in Ansätzen schon damit beschäftigt. Rund 27 Prozent der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer haben mit FinOps schon Erfahrungen in einem kleineren Rahmen gesammelt. Weitere 18 Prozent sprechen von ersten erfolgreichen Projekten. Knapp 21 Prozent wenden FinOps bereits aktiv und regelmäßig an, elf Prozent der Anwenderinnen und Anwender haben sogar bereits feste Prozesse und Strukturen in diesem Bereich etabliert.
FinOps hat sich in den letzten Jahren als fester Bestandteil etabliert und ist heute unverzichtbar für das Management und die Optimierung von Cloud-Kosten, sagt Christopher Brune, FinOps Lead bei USU.USU GmbH
Ein positives Zwischenfazit zur FinOps-Entwicklung zieht auch Christopher Brune, FinOps Lead bei der USU Software AG: „FinOps hat sich in den letzten Jahren in den Unternehmen als fester Bestandteil etabliert und ist heute unverzichtbar für das Management und die Optimierung von Cloud-Kosten. Verbesserungspotenzial besteht allerdings noch in der Zusammenarbeit zwischen IT, Finance und Controlling. Wenn das gelingt, können Firmen ihre Cloud-Ausgaben effektiv managen und den geschäftlichen Nutzen maximieren.“
Was der Branchenkenner damit meint, ist folgendes: Der Begriff FinOps meint inhaltlich eigentlich „Finanz- und Entwicklungsoperationen“. Doch diese Kombination hat es vielfach noch in sich, weil die Verantwortung für Finance- und Kostenmanagement nach wie vor beim Business liegt, während die IT die betrieblichen Abläufe sicherstellen und die Vorteile der Cloud-Nutzung im Hinblick auf Flexibilität, Geschwindigkeit und Service-Orientierung voll ausschöpfen soll. Im Tagesgeschäft führt dies häufig immer noch dazu, dass sich Entwickler-Teams über die laufenden Kosten ihrer Werkzeuge keine oder nur unzureichende Gedanken machen – und die Fachbereiche ihre Cloud-Services, die sie selbst gefordert und ins Unternehmen geholt haben, zum Teil gar nicht mehr oder nur rudimentär nutzen.
Jede Cloud-Migration ist individuell zu betrachten
Experten zufolge können mit Blick auf die eingangs erwähnte Verzahnung von IT, Finanzabteilung und Fachbereichen die Rollen und Verantwortlichkeiten in den Unternehmen unterschiedlich sein. Sie sind letzten Endes abhängig vom Grad der „Cloudifizierung“, von der Charakteristik der ausgelagerten Workloads und von etwaigen Spezifika der jeweiligen Branche.
Als allgemein gültig gelten indes diverse abteilungsübergreifende Disziplinen, für deren Zweck die FinOps-Methodiken angewendet werden sollten. Dazu zählen Kostenoptimierung, Kostentransparenz, Collaboration, Budgetplanung sowie Governance und Compliance.
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Gleichzeitig warnen Fachleute in diesem Zusammenhang aber auch vor falschen Vorgehensweisen und Erwartungshaltungen. So sollte man FinOPs nicht als reines „IT-Projekt“ aufsetzen, sondern sich von Beginn der Unterstützung aller entscheidenden Stake Holder versichern. Gleichzeitig gehe es darum, im Hinblick auf Kostenoptimierung nicht nur Gelder einzusparen, sondern den größtmöglichen Mehrwert aus einer Cloud-Applikation zu ziehen. Und: FinOps sollten nicht als „Eintagsfliege“ betrachtet werden, die nur im Rahmen einer Cloud-Migration zum Einsatz kommen. Sie sollten vielmehr als dauerhafte und strategische Management-Methodik etabliert werden.
Zusammenarbeit der Stake Holder nimmt zu
Laut Studie sind die Unternehmen hinsichtlich einer solchen Denkweise auf einem guten Weg. Knapp 30 Prozent der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer verweisen bei der Abrechnung von Cloud-Kosten auf eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen der IT- und Finanzabteilung sowie anderen involvierten Fachbereichen. Und mehr als die Hälfte der Befragten berichten von einem zumindest engen Austausch der jeweiligen Mitarbeitenden. Weitestgehend synchron zu diesen Resultaten ist auch das Meinungsbild der Befragten bei der Bewertung von Cloud-Kosten. Knapp 29 Prozent der Firmen berichten hier von einer gemeinsamen Sicht- und Vorgehensweise der zuständigen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger.
Research Services: Patrick Birnbreier
Interessant ist insofern auch die Frage, ob und wie FinOps die Unternehmenskultur verändern? Fast zwei Drittel der Anwenderinnen und Anwender können laut Studie von einer Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Finance-Abteilung und IT-Organisation berichten. Als ebenso bedeutsamer Einflussfaktor von FinOps wird ein größeres Verständnis für den Wert von IT-Ressourcen genannt. Positive Auswirkungen sehen die IT- und Business-Verantwortlichen auch in puncto Innovationsfähigkeit und Agilität sowie einer höheren Wertschätzung des eigentlichen Wertbeitrages, den die Nutzung von Cloud-Services hervorbringt. Last, but not least tragen FinOps der Studie zufolge auch zu einem verstärkten Kostenbewusstsein bei.
Welche genauen Ziele verfolgen die Firmen mit FinOps? Gibt es Prioritäten? Auch hier vermitteln die Studienergebnisse ein klares Meinungsbild. Bei 60 Prozent der Befragten steht demnach das Gleichgewicht zwischen Kostenoptimierung einerseits und der Nutzung cloudbasierter Ressourcen im Vordergrund. Knapp 28 Prozent verbinden mit dem Einsatz von FinOps die gezielte Förderung von Innovationen sowie die Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit durch die Nutzung von Cloud-Services. Knapp acht Prozent erhoffen sich vor allem eine Senkung der Cloud-Kosten. Ein Blick auf das Thema IT-Infrastruktur und Application Management zeigt zudem, dass für fast ein Drittel der Unternehmen auch die Aspekte Automatisierung und Skalierbarkeit eine zentrale Rolle spielen.
CIO gilt als Treiber
Noch etwas ist bemerkenswert: In 40 Prozent der befragten Unternehmen treibt der CIO beziehungsweise IT-Verantwortliche das Thema FinOps federführend voran, 23 Prozent nennen den Finanzvorstand oder kaufmännischen Leiter. Bei knapp elf Prozent der Anwenderinnen und Anwender sorgt die Geschäftsführung selbst für die Implementierung und Umsetzung einer FinOps-Strategie. Erwähnenswert ist zudem, dass immer öfter auch neue Organisationsformen im Kontext von FinOps entstehen. So kümmert sich in elf Prozent der Unternehmen das so genannte Cloud Center of Excellence (CCoE) um diese Thematik, weitere acht Prozent haben dedizierte FinOps-Teams aufgestellt.
Stichwort Application und Software Asset Management (SAM): Der ungebrochene Trend, immer mehr Applikationen und Prozesse in die Cloud auszulagern, hat auch seine Schattenseiten. Gemeint ist hier die Vielfalt an Services und Plattformen in der Enterprise Architektur eines Unternehmens. In diesem Kontext weist die Studie ein interessantes Einzelergebnis aus: Nur noch 23 Prozent der Befragten betreiben SAM-Werkzeuge und FinOPs isoliert voneinander. Vielmehr liebäugeln immer mehr Firmen damit, ihre einschlägigen Plattformen zu konsolidieren. Fast die Hälfte der Anwenderinnen und Anwender sind eher der Auffassung, dass FinOps ein Teil des SAM-Portfolios sind beziehungsweise werden müssen; knapp 15 Prozent sehen es genau umgekehrt und verorten SAM als integralen Bestandteil von FinOps.
Unabhängig davon dürfte die Cloud unstrittig das zentrale und wichtigste Instrument für die Digitalisierung und damit Modernisierung der Unternehmen bleiben. Und mit Hilfe von FinOps sind Unternehmen in der Lage, die Verwendungsmuster ihrer Cloud-Lösungen besser zu verstehen, mangelnde Effizienzen zu erkennen und an entsprechenden kostensenkenden Lösungen zu arbeiten.
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Klaus Stephan, Cloud Practice Leader, Kyndryl Deutschland, bringt noch einmal auf den Punkt, worauf es bei einer Cloud Migration und dem Einsatz von FinOps ankommt: „Ein einfaches Lift & Shift von Strukturen in die Cloud bringt keine Vorteile, da sich das gesamte Betriebsmodell mit dem Übergang, beispielsweise in die Hybrid Cloud, ändert. Automation und Integration sind insofern in einer hybriden Welt zentrale Themen, auf denen auch FinOps aufbaut. Und FinOps wird essenziell in einer Zeit, in der Kosteneinsparungen in der Cloud eine immer eine immer wichtigere Rolle spielen.“
Die neue Studie “FinOps 2024” von CIO Research Services
Research Services: Patrick Birnbreier
Studiensteckbrief
Herausgeber: CIO, CSO und COMPUTERWOCHE
Studienpartner: Kyndryl Deutschland GmbH; USU GmbH
Grundgesamtheit: Oberste (IT-)Verantwortliche in Unternehmen der DACH-Region: Beteiligte an strategischen (IT-)Entscheidungsprozessen im C-Level-Bereich und in den Fachbereichen (LoBs); Entscheidungsbefugte sowie Experten und Expertinnen aus dem IT-Bereich
Teilnehmergenerierung: Persönliche E-Mail-Einladung über die Entscheiderdatenbank von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE sowie – zur Erfüllung von Quotenvorgaben – über externe Online-Access-Panels
Gesamtstichprobe: 336 abgeschlossene und qualifizierte Interviews
Untersuchungszeitraum: 29. Mai bis 05. Juni 2024
Methode: Online-Umfrage (CAWI) Fragebogenentwicklung & Durchführung: Custom Research Team von CIO, CSO und Computerwoche in Abstimmung mit den Studienpartnern
Hier finden Sie den kompletten Artikel: